Der Fotograf Ralf Schilberg, geboren 1968, hat Philosophie und Medientheorie studiert. Die Kamera begleitet ihn schon sein ganzes Leben. In seinen künstlerischen Schwarz-Weiß-Porträts geht es ihm hauptsächlich um das Spiel zwischen Licht und Dunkelheit. Es sind zunächst zwei Eigenarten, die seine Fotografie kennzeichnen. Ralf Schilberg fotografiert nicht im Studio. Er geht zu den Menschen. Ob zu Hause, im Büro, im Rathaus oder in der Bar, die Umgebung ist den Porträtierten vertraut. So entstehen intimere Porträts, als es in einem Studio für ihn möglich wäre. Zudem zählt Ralf Schilberg zu den schnellen Fotografen. Meist entstehen die Porträts in wenigen Minuten. Was seine Porträts besonders macht, ist das Spiel mit Licht und Dunkelheit. Gerade die Dunkelheit fasziniert ihn. Ralf Schilberg beschreibt das so: „Die Dunkelheit ist ein Ort, an dem wir eher ahnen als wissen. Eine Art semantische Unterwelt, in der wir der Unbestimmtheit sprachlich nur mittels der Verwendung von Indefinitpronomen Rechnung tragen können, wenn wir etwa bei der nächtlichen Wache am Feuer sagen: ‚Da ist irgendetwas‘ – oder wenn wir uns im Dunkeln verirren als tröstliches ‚irgendwo‘. In diesem pronominalen Zustand greift unsere intuitive Deutungsnatur, ohne die es letztlich keine Deutungskultur gäbe.* Und gerade das das macht die Dunkelheit fotografisch so besonders reizvoll. Denn all unsere sensorischen Eingangskanäle sind in Alarmbereitschaft, und das, was plötzlich aus der Dunkelheit auftaucht, erregt unsere volle Aufmerksamkeit.“
Elliott Erwitt sagte einmal: „Farbe ist beschreibend. Schwarz-weiß ist interpretierend.“
*vgl. Wolfram Hogrebe: Metaphysik und Mantik, 1992