Antonia Gruber, 1993 in Remscheid geboren, ist Meisterschülerin von Prof. Ute Mahler und Ingo Taubhorn, Ostkreuzschule für
Fotografie, Berlin.
In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit der Visualisierung innerer Konflikte und der physischen sowie psychischen Fragilität des Menschen. Dabei liegt ihr Fokus auf dem
vor der Gesellschaft, absichtlich verborgenen Teil. Durch ihre Arbeiten möchte Antonia Gruber etwas Unsichtbares sichtbar machen - Eindrücke und Gefühle, emotionale Zustände, die uns
alle prägen und mitunter nachhaltig verändern. Häufig nutzt sie dafür das Medium der Fotografie, dem das Image der „Abbildung von Wahrheit“ zugeschrieben wird, um diesen unsichtbaren Teil
der menschlichen Existenz zu visualisieren.
Die Rolle der Frau ist ein zentrales Thema in den Arbeiten von Antonia Gruber. Sie erforscht und reflektiert die unterschiedlichen Frauenbilder in unserer Gesellschaft und setzt diese in einen zeitlichen Bezug. Ihre künstlerische Arbeit ist nicht auf ein bestimmtes Medium beschränkt, je nach Thematik wählt sie sorgfältig das passende Medium mit seiner spezifischen Materialität aus.
Dabei stehen die Erkundung und Darstellung innerer Zustände im engen Bezug zur Materialität des jeweiligen Mediums. Ihre Arbeiten tangieren zwischen digitalen und analogen Techniken und loten die Grenzen und Möglichkeiten der beiden Bereiche aus, dabei schlägt sie eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Realität und Fiktion und stellt die Wahrnehmung der Betrachter:innen durch gezielte Perspektivwechsel in Frage.
© Antonia Gruber - Ausstellungsansicht_ [ˈZƐLPSTPƆRTRƐː], Kunstpalast Düsseldorf 2023
© Antonia Gruber - Ausstellungsansicht_ [ˈZƐLPSTPƆRTRƐː], 2020
© Antonia Gruber - Ausstellungsansicht BLUE DAHLIA, 2023
Archival pigment print on
paper
90 x 70 cm
2022
Antonia Gruber setzt sich in ihrer Arbeit BLUE DAHLIA_ mit Stereotypen undgesellschaftlichen
Rollenbildern von Frauen auseinander und zitiert dazu Bildmaterial der 1950er und 60er Jahre.
In ihren Bildern zeigt sich sowohl das einst vorherrschende Frauenbild,
häufig „good wife, wise mother“ bezeichnet, als auch das Bild einer selbstbewussten und
unabhängigen Frau in der Gegenwart. Gruber überarbeitet die ursprünglich schwarz-weißen
Fotografien mithilfe von künstlicher Intelligenz, indem sie den Protagonistinnen ihr eigenes
biometrisches Passfoto maskenartig aufsetzt.
Dabei lässt sie dadurch entstandene Glitches (Bildfehler) in den Werken bestehen.
So destabilisiert sie den Glauben an die Schönheit der gestellten Frauenbilder.Dadurch sind
Betrachter:innen aufgefordert, aktuelle Erscheinungsbilder von Frauen zu hinterfragen.
Der Titel BLUE DAHLIA_ kann als Anspielung auf den ungelösten Mord im Jahr 1947
an der 22-jährigen Hollywood-Schauspielerin Elizabeth Short, bekannt als „Black Dahlia Murder“,
verstanden werden.
Die Sehnsucht nach der blauen Blume, ein urromantisches Motiv, wird in dieser Serie zu einer
Metapher für das Streben nach Emanzipation.
T.T.C. SERIE
2014-2018
Die Serie ist eine fotografische Auseinandersetzung der physischen und psychischen Fragilität des Meschen. Die Bilder verdeutlichen die Kluft zwischen Selbstdarstellung und Selbstwahrnehmung. Es handelt sich dabei um digitale überlebensgroße „Portraits“ in Schwarz-Weiß, die analog manipuliert wurden. Durch diese Behandlung wirken die Portraits einerseits deformiert, andererseits zeigen sie sich gleichzeitig in vielen Perspektiven, ähnlich wie bei kubistischer Malerei. Doch im Gegensatz zur kubistischen Malerei, die den Körper in Bewegung erfassen will, geht der Blick darüber hinaus, auf eine innere Bewegtheit der fotografierten „Person“. Aus den fiktiven Portraits wird die Darstellung innerer Zustände. Dabei nutze ich das Medium der Fotografie, dem das Image der „Abbildung von Wahrheit“ zugeschrieben wird, um etwas Unsichtbares sichtbar zu machen – Eindrücke und Gefühle, emotionale Zustände, die uns alle prägen und mitunter nachhaltig verändern.