Martin Waldbauer wurde 1986 in Hutthurm bei Passau geboren und wuchs auf einem Bauernhof im Bayerischen Wald auf . Nach ersten Experimenten mit digitaler Fotografie in seiner Jugend (Kompaktkameras bei Drogeriemärkten) entwickelte er ab etwa 2010 ein tiefes Interesse an analoger Bildgestaltung . Seit 2016 arbeitet er freiberuflich als Fotograf.
Waldbauer fotografiert ausschließlich analog in klassischem Schwarzweiß, mit Mittelformatkameras (6×6, 6×7 cm) und einer großformatigen 20×25 cm Kamera . Seine Bilder entstehen als aufwendig manuell entwickelte Silbergelatine-Abzüge, oft in mehrfach getönten Lithprints auf historischen Barytpapieren aus den 1950er–60er Jahren . Diese Materialien veredeln seine Arbeiten zu Unikaten – jedes Bild trägt die Spuren seines handwerklichen Dunkelkammerprozesses . Waldbauer betont: „Ich versuche nicht, einen bestimmten Moment zu dokumentieren, sondern die Spuren der Zeit zu konservieren“ .
Die zentralen Motive seiner künstlerischen Auseinandersetzung sind Menschen, Landschaften und Stillleben aus seiner ländlichen Heimat . Seine Porträts – häufig älterer Menschen, Handwerker, Waldarbeiter oder Menschen mit Behinderung – zeichnen sich durch eine ungeschönte und doch respektvolle Darstellung aus. Er fokussiert Spuren von Alter, Narben, Furchen in Haut und Händen als Zeugen individueller Lebensgeschichten . Seine Bildaussagen oszillieren zwischen nüchterner Objektivität und existenzieller Poesie.
Waldbauer sucht das „normal Einzigartige“: Makel, Ecken, Kanten – das, was wir heute als authentische Schönheit verstehen . In Interviews betont er: „An glatten Gesichtern rutsche ich ab“ – seine Hingabe gilt dem Charakter, der Zeitzeichnung im Antlitz .
Waldbauers Werk steht in der Tradition der Neuen Sachlichkeit und des humanistischen Porträts, das – wie bei August Sander oder Robert Frank – die Würde des Alltäglichen sichtbar macht . Seine historische Dunkelkammertechnik, die Verwendung alter Barytpapiere und die sorgfältige Komposition knüpfen an die frühklassische Fotografie an, transportieren zugleich aber eine zeitgenössische Ästhetik. Seine Serie über Pflanzenstudien (z. B. “Rosen. Studie 1”, 2024) spielt ähnlich wie bei Karl Blossfeldt mit Form, Detail und Vergrößerung und wird u. a. in internationalen Sammlungen präsentiert .
Seit 2013 wurde Waldbauers Werk in zahlreichen Ausstellungen gezeigt – u. a. in Passau, Landshut, Wasserburg, Prien am Chiemsee, Hengersberg und Düsseldorf (Galerie noir blanche, 2025) . Medien wie Bayerischer Rundfunk, Süddeutsche Zeitung, Melchior Magazin und Passauer Neue Presse würdigten seine Arbeiten als „existenzialistisch“, „unverschönt poetisch“ und als ästhetische Hommage an Vergänglichkeit und Würde
Martin Waldbauer schafft mit analoger Fotografie ein stark persönliches, sinnlich-intensives Bildarchiv, das Zeit, Arbeit und Leben konserviert. Seine Unikate – geprägt von handwerklicher Präzision und poetischer Tiefe – setzen ein bewusstes Kontrapunkt zur Schnelllebigkeit digitaler Bilder. Indem er Menschen und Natur in ihrer ungeschönten Authentizität würdigt, eröffnet er einen vielschichtigen Blick auf Heimat, Vergänglichkeit und die Schönheit im Unvollkommenen.